Austria

Literaturanalyse: Profil von CReLES in Österreich

Einführung und Hintergrund

Die zunehmende kulturelle und sprachliche Vielfalt der Bevölkerung in Österreich erfordert die Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit multikulturellen und mehrsprachigen Lernumgebungen auf Seiten der Lehrkräfte und Schulleitungen.

Das österreichische Lehrpersonen-Kompetenzprofil 2015/2016 fordert, dass Lehrkräfte über Kompetenzen für das Unterrichten von Schüler*innen mit Migrationshintergrund verfügen müssen. Das Ziel ist, allen Lehrkräften im Rahmen der Aus- bzw. Weiterbildung die Entwicklung bzw. Vertiefung jener Kompetenzen zu ermöglichen, die für das Unterrichten von Schüler*innen mit Migrationshintergrund relevant sind, einschließlich interkultureller Bildung, Unterricht im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit (Eurydice, 2019). Die Verankerung obligatorischer Lehre in den Bereichen Migration sowie kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt in den Curricula der neuen Lehrerbildung scheiterte jedoch. Insbesondere die Universitäten erwiesen sich als besonders widerständig gegenüber den Empfehlungen des Qualitätssicherungsrats für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR) [1]. Dies steht in starkem Kontrast zu vielen Lehrerinnen- und Lehrerausbildungsprogrammen in Deutschland. [2] (Es werden jedoch fakultative Kurse und insbesondere Master-Kurse für das Unterrichten von Deutsch als Zweitsprache angeboten.

 

[1] Braunsteiner, Schider, Zahalka (2013)

[2] https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Mercator-Institut_Was_leistet_die_Lehrerbildung_03.pdf

Kultursensible Schulleitung im österreichischen Bildungswesen

Die Schulleitung, die in Österreich fast ausschließlich ‚einheimischer‘ Herkunft ist und kaum jemals Migrationshintergrund hat, war traditionell ein „Primus inter Pares“ und konzentrierte sich auf Verwaltungs- und Managementaufgaben – mit einem minimalen Zeitkontingent für Unterrichtsentwicklung und die Verbesserung des schulischen Lehrens und Lernens.

Laut OECD (2010) haben österreichische Schulleiter*innen lediglich geringe Autonomie im Hinblick auf die Wahl des Lehrpersonals, die berufliche Fortbildung der Lehrkräfte und die Delegation von Leitungsaufgaben an das Lehrerkollegium. Angesichts zunehmender Vielfalt und Heterogenität im Hinblick auf Sprache, Religion, ethnischer Zugehörigkeit und Herkunft wurde jedoch die Notwendigkeit, den Schulleitungen vermehrt Autonomie einzuräumen, erkannt und seit 2017 im Schulleitungsprofil verankert (BMBWF, 2019).

Gegenwärtig befindet sich die Qualifikation von Schulleiter*innen im Wandel. So wurde etwa in einem Master-Studiengang für Schulmanagement (der für Führungspositionen nicht obligatorisch ist; siehe Kanape-Willingshofer et al., 2015) ein Modul für kultursensible Schulleitung (7 Einheiten) integriert.

Die Erstellung der Lehrpläne für Primar- und Sekundarstufe erfolgt zentral durch ministerielle Arbeitsgruppen. Den Einzelschulen wurde jedoch im Zuge der gesetzlich verankerten Schulautonomie die Möglichkeit eingeräumt, 5-10 Prozent der Curricula als schulautonomen Lehrplan zu gestalten, welcher durch das für jede Schule obligatorische Schulpartnerschaftsgremium beschlossen wird. Die Hauptverantwortung für die Entwicklung und Umsetzung schulautonomer Lehrpläne liegt jedoch bei der Schulleitung.

Als Reaktion auf den Flüchtlingszustrom im Jahr 2015 wurden unter der Verantwortung des Bildungsministeriums „Mobile interkulturelle Teams“ (MIT) zur Unterstützung von Schulen, Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen (in Ergänzung zur Schulpsychologie) bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, der Vernetzung und Beratung eingerichtet (Eurydice, 2019). Auf Schulebene wird diese Beratungsfunktion jedoch auch weiterhin vorrangig durch die Lehrkräfte ausgeübt.